Archiv für die Kategorie „Alpinklettern“

Dass sich eine Wetterlage mit Nordföhn in den Dolomiten mit eiskalten Fingern bemerkbar macht war Lukas und mir eigentlich schon vor dieser Route bekannt. Wenn man sich dann aber noch eine Route aussucht die auf einen 3.081 m hohen Gipfel führt ist man wirklich selber Schuld wenn man von der ersten bis zur letzten Seillänge zu kalt hat. Da bringt auch keine Südwand was.

Aus Angst wiedermal nicht die Pole-Position in einer bekannten Kletterroute zu ergattern stiegen wir schon sehr früh in die Route ein. Am Parkplatz zeugten vereiste Fensterscheiben jedenfalls davon, dass der Thermometer in meinem Auto mit +1 C ° nicht tiefstapelte. Mit komplett klammen Fingern wird eine VI+ Länge gleich nochmal knackiger, aber immerhin konnten Lukas und ich uns mit ein paar Seillängen Vorsprung auf die nächsten Seilschaften höher arbeiten.
Echte Highlights der Tour sind Seillängen 8, 9 und 12 (lt. Rotem Lobo-Führer). Teilweise erschreckend steile Wandstufen lassen sich hier doch immer ganz gut frei klettern und auch die Absicherung mit Normalhaken und Friends ist meist Nerven beruhigend. Ich konnte mich am Gipfel schließlich über eine Onsight Begehung freuen.

Nachdem wir irgendwann wirklich alles an mitgenommener Kleidung am Leib trugen ging’s an den Abstieg. Dies war dann vielleicht das wahre Highlight der Tour, denn wie die Fotos verraten kam hier echtes Mixed-Kletterfeeling auf. Viel mehr Eis hatte ich den ganzen Winter über auch nicht gesehen.

Der Abstieg ist prinzipiell ganz gut im Führer beschrieben und es gibt auch genug Steinmännchen. An einer Stelle ließen wir uns aber doch zu früh in eine immer steiler werdende Rinne abdrängen in der es Bohrhaken-Stände gibt. Kurz oberhalb des letzten Standes, bevor die Rinne ins Vertikale abfällt, kann man aber nochmal recht unproblematisch orografisch rechts hinausqueren und gelangt wieder auf den richtigen Weg. Die Bohrhakenstände gehören tatsächlich zu einer Mixed-Route – die Benützung als Abseilpiste im Sommer ist aber wegen dem Eisschlag bzw. der zu erwartenden Dusche nicht empfehlenswert!

Die letzten 40 m hinunter in die Zahnscharte muss man dann nochmal sehr steil und brüchig abseilen. Leider schlug mir beim Abziehen ein Stein ein riesen Loch in das neue Halbseil. Der Abstieg von der Zahnscharte hinunter ist richtig grausig: eine ausgewaschene Schotterrinne mit teilweise großen losen Blöcken und allem was sonst noch wenig Spaß macht.

Resümee: Steile, stellenweise sehr schwierige Route die einen soliden 6er voraussetzt. Deutlich länger und zeitintensiver als man vielleicht glaubt – und im Dunkeln hätte man spätestens beim Abstieg sicher Probleme.

Nach der gestrigen Wohlfühlroute am Grimsel (siehe Bericht Motörhead) hatten Claudia und ich für heute ein etwas alpineres Unterfangen geplant. Und was inspiriert mehr als eine Routenbeschreibung vom Herrn Pause himself in seinem „extremen“ Führer?

Wohlwissend, dass es viele Pause-Trophäenjäger in der Kletterszene gibt starteten wir zeitig in der Früh vom Auto – eine Nächtigung auf der nahe gelegenen Hütte wollten wir uns ersparen. Dennoch war bald klar, dass wir nicht die ersten sein würden. Nachdem wir unser frühmorgendliches Wettrennen gegen ein paar Bundesbürger gewonnen hatten montierten wir hastig die Steigeisen und stiegen – Claudia am kurzen Seil gesichert – über die harten Schneefelder zur Einstiegsscharte hoch. Vor uns waren nun „nur“ noch eine norwegische 3er Seilschaft und zwei junge Schweizer am Werken. Hinter uns fanden sich im Laufe der kommenden Stunde sicherlich weitere 6-8 Seilschaften (!) am Einstieg ein.

Genervt von der langsamen Steigrate der Norweger kletterte ich eine bohrhakengesicherte Linie etwa 15 m rechts vom eigentlichen Einstiegsriss hoch. Plötzlich wurde meine Konzentration durch den Schrei einer jungen Frau unterbrochen die gerade wild überschlagend über das steile Schneefeld abstürzte. Durch viel Glück tat sie sich trotz geschätzten 200m Sturzstrecke scheinbar gar nicht weh – wenig später war sie schon wieder am Einstieg und bald am Klettern.
Im Bereich der grasigen Rinne konnten wir endlich an den Norwegern vorbeiziehen und auch die jungen Schweizer ließen uns nach dem spektakulären „Ziegenrücken“ vorbei. So konnten wir die letzten Seillängen in unserem Tempo klettern und erreichten bald den ausgesetzten Gipfel.

Eine wahre Freude ist die Abseilpiste: ein wirklich cleveres Patent erlaubt sicheres und effizientes Abseilen – siehe Foto.

Obwohl Linie, Fels und Kletterei 5 von 5 Sternen bekommt bleibt doch ein wehmütiger Beigeschmack. Ich wünschte ich hätte die Route klettern können bevor sie eingebohrt wurde. Ein paar Friends sollten zwar auch heute mitgeführt werden, doch die Anzahl der Bohrhaken war schon deutlich höher als in der gestrigen „Motörhead“.

Tipps für Wiederholer:

  • Noch früher aufstehen als man glaubt!
  • Ein Set Camalots bis zum 3er.
  • Unbedingt über die Abseilpiste direkt vom Gipfel abseilen.
  • Steigeisen und Pickel für den Zustieg.

Ein halbes Jahr nach dem Tod von Lemmy Kilmister – Frontman der namensgebenden Band Motörhead – machten wir uns auf ins „Eldorado“ am Grimsel Stausee.

Der Tag startet in der Tiefgarage des Grimsel Hospiz ehe man nach Überschreitung der Staumauer auf den richtigen Steig trifft. Dieser zieht sich zwar etwas, aber dafür macht man nicht allzu viele Höhenmeter. Irgendwann erreicht man dann die Felswand in der sich die Gebrüder Remy austobten. Der Einstieg ist ziemlich offensichtlich – hier führt der am stärksten ausgetretene Zustiegssteig hin. Die Bekanntheit der Route führt logischerweise dazu, dass sie sehr stark frequentiert wird…

Wir waren früh genug dran und waren die 2. Seilschaft an diesem Tag. Hinter uns reihten sich dann aber mindestens 5 weitere Seilschaften ein.
Die Route selbst ist eine schier endlose Abfolge von nach links hängenden Verschneidungen, unterbrochen durch ein paar Plattenpassagen. Die Absicherung durch Bohrhaken ist etwas spartanisch, dafür kann man aber meistens nach Herzenslust Friends legen.

Ehrlich gesagt hat uns der immer gleich bleibende Charakter der Route etwas ermüdet. Von den Füßen wird eigentlich durchgehend Reibungskletterei verlangt und die geringe Steilheit der Wand lässt auch nicht wirklich „alpines Feeling“ aufkommen. Irgendwie fühlt sich die Route wie die lange Ausführung einer Martinswand-Vorbauroute an.
Tipps für Wiederholer:

  • Im Internet finden sich massenhaft Infos zur Route.
  • Früh aufstehen um nicht ganz hinten in der Schlange zu sein.
  • Wir hatten ein Set Camalots bis zum 4er dabei und auch alle häufig in Verwendung.
  • Unsere Kletterzeit: ca. 4:30 h

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