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Anfang April gehen die meisten noch Skitour – Roger, Lucky und ich hatten heute aber andere Pläne. Während sich auf der gegenüber liegenden Marmolada noch zahlreiche Skifahrer tummelten, genossen wir eine noch nie dagewesene Ruhe an der Ciavazes Südwand. Nur in der Rampenführe waren noch zwei andere Seilschaften am Werken, aber die sonst so überlaufene Micheluzzi gehörte uns ganz alleine.

Über diesen Klassiker braucht man eigentlich nicht viel schreiben, außer, dass wir drei jede Menge Spaß hatten und dank mehrerer zusammengehängter Seillänge recht schnell am Gamsband standen.

Danke für den coolen Saisonstart Jungs!

Tipp: Den berühmt berüchtigten Quergang kann man mit 60 Meter Seilen perfekt in 2 Seillängen machen! Dabei vom 4. Stand (Topo von Bergsteigen.com) an der Abzweigung der Buhlvariante vorbeiklettern und erst am 6. Standplatz des Topos wieder Stand machen. Jetzt kommt die entscheidende Stelle: Hier nicht wie im Topo eingezeichnet stetig nach rechts oben klettern, sondern auf gleichbleibender Höhe nach rechts queren. Es finden sich ein oder zwei Sanduhren und gleich viele Cam-Placements. Somit hat man den großen Vorteil nicht abklettern zu müssen und man erreicht nach 60 Meter den Stand am Ende des Querganges.

Claudia und ich verbrachten insgesamt 4 Wochen in Argentinien, drei davon in El Chalten am Fuße von Fitz Roy und Cerro Torre.

Unsere hoch gesteckten Ambitionen traumhaft schönen Granit mit den bloßen Händen zu klettern waren aufgrund der Wettersituation leider unrealistisch. Selbst hart gesottene Patagonien-Großmeister wie Colin Haley waren von den derzeitigen Verhältnissen enttäuscht: Zu wenig Schnee im Winter und in den Wochen vor unserer Ankunft gab es dann zuviel davon. Das Resultat: wenig Eis in den Coloirs, schwierige Bergschründe und – was uns am härtesten traf – vereister Fels.

So disponierten wir auch unsere erste geplante Route nach einem ersten Blick auf den mit Anraum bedeckten Fels um: Statt der „Comesana-Fonrouge“ soll es die „Amy“ werden. Bei typischen, aber für uns dennoch beeindruckenden, patagonischen Winden blieben wir insgesamt 3 Tage im Lager „Piedra negra“, ehe wir am 25. Dezember mit der Route starteten.

Der Bergschrund erwies sich entgegen anfänglicher Befürchtungen als doch recht gut meisterbar (ca. 3 m senkrechtes Eis) und die anschließende schmale Schnee- und Eisrinne war einfach nur ein Genuss. Nachdem man über eine etwas ungute schneebedeckte Granitplatte getoolt ist erreicht man den Grat. Ab hier geht es im Fels weiter, die Steigeisen behielten wir aber vorerst noch an. Meine Kletterei könnte man vermutlich als „alpines Gemurkse“ bezeichnen: In der linken Hand ein Eisbeil zum toolen, rechts ein Handjam mit dicken Handschuhen. Aber hey…man ist in Patagonien und das alleine ist schon wahnsinnig cool! Als sich dann auch noch ein atemberaubender Blick hinüber zum Cerro Torre und dem Inlandseis ergab, waren Claudia und ich nur noch begeistert.

Ein paar Stellen im 5. Grat gilt es auch in dieser, für das Massiv leichten Route zu bewältigen, und daher standen wir dann auch stolz und zufrieden am ersten Gipfel der Fitz Roy Kette. Unglaublich aber wahr: am Gipfel war es vollkommen windstill und daher genossen wir einige Zeit die unbeschreibliche Aussicht.

Zurück ging es über die selbe Route, alle notwendigen Abseilstände sind gut eingerichtet.

Die restliche Zeit in El Chalten verbrachten wir mit online-Wetterbeobachtung (das Internet könnte in El Chalten auf die Seite Windguru.cz reduziert werden) und mit traumhaftem Trailrunning. Auch wenn unsere restlichen Bemühungen andere Routen zu klettern wegen der Verhältnisse oder meiner kleinen Lungenentzündung in der letzten Woche scheiterten, war die Zeit in dieser rauen Umgebung eine unvergessliche Erfahrung.

Tipp:

Der Urlaub in Patagonien rückt näher und daher nutzten wir den ersten Wintereinbruch um unser Equipment einem letzten Test zu unterziehen. Mit den Tourenski ging es in einer Karawane von Tourengehern über die Damenabfahrt bis zum Hoadlsattl. Von dort an begann die Stapferei zum Hochtennboden und dann hinab zum Auslauf der Hochtennspitze NW-Rinne. Selbige Rinne kann in guten Wintern eine tolle Skiabfahrt sein, derzeit wäre aber mehr Fels- als Schneekontakt für die Ski zu erwarten.

Überraschend abwechslungsreich ging es dann hinauf bis zum „Ausstiegskamin“ über den ich mich schon mehrmals für die oben genannte Skiabfahrt abgeseilt hatte. Drytooling in extrem brüchigem Fels mit Schneeauflage macht nur bedingt Spaß, aber irgendwie dann doch. Besonders schwer ist das Gelände schließlich auch nicht und man kann sogar ein, zwei Friends legen.

In Summe ein netter Tag im Schnee mit einem ganz klein bisschen Mixed-Feeling.

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