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Nachdem wir am Vortag am Einstieg der Niedermann an der Grauen Wand das Glück hatten einen Kletterführer durchblättern zu können (vielen Dank an Unbekannt fürs offen herumliegen lassen) entschieden wir uns den Klettergarten Göscheneralp zu besuchen. Dort soll es tolle Risse geben und schließlich waren wir zwecks Granitriss-Klettertraining in die Schweiz gereist.

Wild campieren ist im Göscheneralptal verboten und auch nicht notwendig: ganz hinten, knapp vor dem Staudamm gibt es einen sehr einfachen aber netten Campingplatz. Für etwas weniger als 15 Euro kann man hier in einem Walk-In Zeltplatz seine Heringe in die grüne Wiese hämmern.

Der Klettergarten überzeugt durch sehr kurze Zustiege und tollen Fels. Im Sektor „Kompressorwand“ ist die Route „Cliff Crack“ (6a) unbedingt zu empfehlen. Wer keine Friends dabei hat kann den Umlenker diese tollen Hand- und Fingerriss auch sehr einfach von der Nachbarroute aus erreichen und fürs toprope klettern einrichten.

Handjams sind auch im Sektor Geißenwand gefragt. Die Routen „Ass Crack“ und der leicht überhängende obere Teil der „Twilight“ sind der Hammer!

Tipps:

  • Topos gibt’s im Führer „Filidor Extrem Ost“ – allerdings gibt es mittlerweile schon deutlich mehr Routen als im Führer enthalten.
  • Im Sektor Kompressorwand gibt es einen Briefkasten mit allen neuen Routen.
  • Im Campingplatz Mattli gibt es zahlreiche Topos und der Boss vom Zeltplatz hilft einem gerne weiter.
  • Ein Set Cams mitnehmen – viele der Rissrouten können, bzw. müssen selber abgesichert werden.

Nach der gestrigen Wohlfühlroute am Grimsel (siehe Bericht Motörhead) hatten Claudia und ich für heute ein etwas alpineres Unterfangen geplant. Und was inspiriert mehr als eine Routenbeschreibung vom Herrn Pause himself in seinem „extremen“ Führer?

Wohlwissend, dass es viele Pause-Trophäenjäger in der Kletterszene gibt starteten wir zeitig in der Früh vom Auto – eine Nächtigung auf der nahe gelegenen Hütte wollten wir uns ersparen. Dennoch war bald klar, dass wir nicht die ersten sein würden. Nachdem wir unser frühmorgendliches Wettrennen gegen ein paar Bundesbürger gewonnen hatten montierten wir hastig die Steigeisen und stiegen – Claudia am kurzen Seil gesichert – über die harten Schneefelder zur Einstiegsscharte hoch. Vor uns waren nun „nur“ noch eine norwegische 3er Seilschaft und zwei junge Schweizer am Werken. Hinter uns fanden sich im Laufe der kommenden Stunde sicherlich weitere 6-8 Seilschaften (!) am Einstieg ein.

Genervt von der langsamen Steigrate der Norweger kletterte ich eine bohrhakengesicherte Linie etwa 15 m rechts vom eigentlichen Einstiegsriss hoch. Plötzlich wurde meine Konzentration durch den Schrei einer jungen Frau unterbrochen die gerade wild überschlagend über das steile Schneefeld abstürzte. Durch viel Glück tat sie sich trotz geschätzten 200m Sturzstrecke scheinbar gar nicht weh – wenig später war sie schon wieder am Einstieg und bald am Klettern.
Im Bereich der grasigen Rinne konnten wir endlich an den Norwegern vorbeiziehen und auch die jungen Schweizer ließen uns nach dem spektakulären „Ziegenrücken“ vorbei. So konnten wir die letzten Seillängen in unserem Tempo klettern und erreichten bald den ausgesetzten Gipfel.

Eine wahre Freude ist die Abseilpiste: ein wirklich cleveres Patent erlaubt sicheres und effizientes Abseilen – siehe Foto.

Obwohl Linie, Fels und Kletterei 5 von 5 Sternen bekommt bleibt doch ein wehmütiger Beigeschmack. Ich wünschte ich hätte die Route klettern können bevor sie eingebohrt wurde. Ein paar Friends sollten zwar auch heute mitgeführt werden, doch die Anzahl der Bohrhaken war schon deutlich höher als in der gestrigen „Motörhead“.

Tipps für Wiederholer:

  • Noch früher aufstehen als man glaubt!
  • Ein Set Camalots bis zum 3er.
  • Unbedingt über die Abseilpiste direkt vom Gipfel abseilen.
  • Steigeisen und Pickel für den Zustieg.

Ein halbes Jahr nach dem Tod von Lemmy Kilmister – Frontman der namensgebenden Band Motörhead – machten wir uns auf ins „Eldorado“ am Grimsel Stausee.

Der Tag startet in der Tiefgarage des Grimsel Hospiz ehe man nach Überschreitung der Staumauer auf den richtigen Steig trifft. Dieser zieht sich zwar etwas, aber dafür macht man nicht allzu viele Höhenmeter. Irgendwann erreicht man dann die Felswand in der sich die Gebrüder Remy austobten. Der Einstieg ist ziemlich offensichtlich – hier führt der am stärksten ausgetretene Zustiegssteig hin. Die Bekanntheit der Route führt logischerweise dazu, dass sie sehr stark frequentiert wird…

Wir waren früh genug dran und waren die 2. Seilschaft an diesem Tag. Hinter uns reihten sich dann aber mindestens 5 weitere Seilschaften ein.
Die Route selbst ist eine schier endlose Abfolge von nach links hängenden Verschneidungen, unterbrochen durch ein paar Plattenpassagen. Die Absicherung durch Bohrhaken ist etwas spartanisch, dafür kann man aber meistens nach Herzenslust Friends legen.

Ehrlich gesagt hat uns der immer gleich bleibende Charakter der Route etwas ermüdet. Von den Füßen wird eigentlich durchgehend Reibungskletterei verlangt und die geringe Steilheit der Wand lässt auch nicht wirklich „alpines Feeling“ aufkommen. Irgendwie fühlt sich die Route wie die lange Ausführung einer Martinswand-Vorbauroute an.
Tipps für Wiederholer:

  • Im Internet finden sich massenhaft Infos zur Route.
  • Früh aufstehen um nicht ganz hinten in der Schlange zu sein.
  • Wir hatten ein Set Camalots bis zum 4er dabei und auch alle häufig in Verwendung.
  • Unsere Kletterzeit: ca. 4:30 h

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