Archiv für die Kategorie „Kombinierte Touren“

Nach einem Regenerationstag im Schwimmbad des Zoos in Les Marécottes ging es, gut akklimatisiert weiter, nach Chamonix. Schon vor ein paar Jahren wollten wir den Trident du Tacul besteigen, mussten dann aber aus Zeitproblemen umkehren um rechtzeitig zum Abendessen auf der Torino Hütte zu sein.
Diesmal gingen wir die Sache anders an: Wir schnappten unsere leichte Campingausrüstung und fuhren via Aiguilles du Midi mit der Helbronner Bahn zur neuen Seilbahnstation beim Rifugio Torino. Von dort erreicht man in etwa 45 Minuten die kleine Zeltstadt unterhalb des Grand Capucins. Claudia und ich schlugen unser Zelt auf und gingen dann gleich weiter zur Einstiegsrinne des Trident.

Der Bergschrund war heuer überhaupt kein Problem und auch die anschließende Schneerinne hatte super Trittfirn. Trotzdem sollte man hier nicht trödeln – Steinschlag ist nicht auszuschließen.

Nachdem Steigeisen und Bergschuhe auf einem Felsvorsprung deponiert waren ging es los mit der fabelhaft schönen Granitkletterei. Bald erreicht man das große Felsband auf dem man ziemlich weit nach rechts quert. Nun folgt die schwerste Seillänge mit einer delikaten Querung nach rechts und einem anschließenden Offwidth. Die Schwierigkeiten halten sich aber in Grenzen und außerdem kann man alles gut mit Friends absichern. Die Kletterei auf der Sonnenseite des Trident wird dann von Seillänge zu Seillänge immer noch schöner. Genial sind schließlich die letzten beiden Seillängen.
Die coole und sehr ausgesetzte Gipfellänge stieg Claudia vor und anschließend genossen wir noch ein bisschen Sonnenschein auf dem mehrere Quadratmeter großen, fast ebenen, Gipfelblock.

Leider gab es zwischenzeitlich einen Unfall in der Schweizerführe am gegenüber liegenden Grand Capucin. Ein Kletterer musste am Tau ausgeflogen werden – hoffentlich war er nicht zu schwer verletzt.

Während des Abstiegs zogen dann immer mehr Wolken auf und gerade als wir den Gletscher erreichten begann es auch schon zu schneien. Wiedermal zeigte sich, dass man in Chamonix keine Zeit verschwenden sollte – Claudia und ich erreichten gerade rechtzeitig unser Zelt, ehe ein Gewitter mit Graupel, Wind und mächtigem Gedonner startete. Der positive Effekt: Mit unserem Jetboil konnten wir sauberes Wasser produzieren.

Tipps:

  • Super Informationen und Topos auf http://www.chamonixtopo.com/
  • Über die Route abseilen ist völlig unproblematisch – zumindest blieb uns nie das Seil hängen. Alle (Abseil)stände sind entsprechend eingerichtet.
  • Die erste Hälfte der Route ist im Schatten – ausreichend warme Kleidung mitnehmen.
  • Ein Camalot #3 und/oder #4 entschärft den OW in der Schlüssellänge. Bei unserer Begehung steckte schon ein festgefressener Camalot #3.
  • Der Kamin hinter dem Obelisk ist relativ einfach, weil man eine gute Kante zum festhalten hat.

Nachdem wir bis in den Nachmittag hinein im Klettergarten Medji unsere Finger wund geklettert sind brachen wir Richtung Zermatt auf. Der Kulturschock zwischen dem netten Örtchen St. Niklaus und dem Touristenmekka Zermatt war groß. Als Bergsteiger fühlt man sich fast wie ein(unerwünschter?) Fremdkörper zwischen den Luxusmarken- und Designerschuppen. Claudia und ich waren auf jeden Fall froh das groteske Treiben schnell hinter uns lassen zu können und stiegen am späten Nachmittag flott in Richtung Zinalrothorn auf. Gegen 21:00 Uhr erreichten wir unser Etappenziel und machten es uns kurz vor der Moräne, welche mit einer scharfen Schneide zur Rothornhütte hinaufzieht, bequem.

Nach einer kurzen Nachtruhe ging’s um 04:30 Uhr weiter, hinauf Richtung Rothornhütte. Kurz unterhalb kann man etwas abkürzen und gleich schon auf den Rothorngletscher steigen. Der weitere Weg ist auch ziemlich offensichtlich, aber auf den Felsbändern oberhalb des Gletschers heißt es trotzdem vorsichtig sein.
In der Südflanke des Zinalrothorns lag noch sehr viel Schnee, der in der wolkenlosen Nacht pickelhart gefroren war. Es finden sich aber ausreichend alte Normalhaken, bzw. natürliche Sicherungsmöglichkeiten um relativ sicher in die markante Rinne queren zu können, die zur Scharte hinaufzieht. Hat man die Rinne erstmal erreicht will man sie auch gleich wieder verlassen – die Steinschlaggefahr ist hier offensichtlich. Orografisch rechts der Rinne gibt es alle 50 m gebohrte Abseilstände.

In der Scharte beginnt der Gipfelgrat, welcher recht schöne Kletterei bietet. Nach etwa 40 m heißt es hinter einem Felstürmchen durch einen schmalen Spalt schlüpfen und dann schattseitig weit nach links (in Kletterrichtung) queren. Die Schlingen etwas oberhalb des Quergangs an einem Felskof/Klemmblock ignorieren. Danach ist der Weg wieder logisch und mit Metallstiften gesichert. Zum Schluss gibt es ein paar richtig ausgesetzte Passagen. Ein toller Abschluss einer sehr langen Tour.

Nach dem Gipfel begann der seeehr lange Abstieg: 2.600 Höhenmeter zurück nach Zermatt!

Tipps:

  • Der unmenge an Führerliteratur ist nichts hinzuzufügen.
  • Oberhalb des Vielibodens, auf etwas über 2500 m Seehöhe gibt es eine Vielzahl Quellen – man muss also keine großen Wasserreserven bis hierher tragen.
  • Die Knie freuen sich beim Abstieg wenn man sie mit Ultralight-Ausrüstung und Stöcken etwas entlastet…

Der höchste Berg Österreichs bekommt Besuch aus Aspersdorf im Weinviertel! Wenn die Familie Patschka und die Familie Pietersteiner miteinander „in die Berg‘ geht“ dann muss es auch ein standesgemäßes Ziel sein. Daher war uns bei der Tourenwahl das Höchste gerade gut genug und wir entschlossen uns für den Normalweg auf den steinernen Stolz unserer Nation.

Bei idealen Verhältnissen – nicht zu warm, nicht zu kalt – genossen wir einen herrlichen Tag in der dünnen Luft auf 3.798 m. Gratulation an Herbert und Michaela, welche trotz erstmaliger Steigeisen-Benützung in beeindruckendem Tempo alle anderen Seilschaften „stehen ließen“ und sich nun das Musikvideo vom Fendrich ganz entspannt ansehen können..!

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