Die Hitzewelle lässt einem ja gar keine andere Wahl, als sich in das kühlere Hochgebirge zu begeben. Deshalb holte mich Claudia direkt von einer Woche Bergrettungs-Grundkurs im Jamtal ab um zusammen zu den höchsten Bergen der Ostalpen zu fahren.
Der Ostpfeiler des Piz Palü ist eine der schönsten Hochtouren dieses Schwierigkeitsgrades überhaupt und ist es deshalb Wert ihn nicht nur einmal zu machen. Ich selbst hatte nun schon das zweite Mal das Vergnügen. Weitere Faktoren, welche diese Route zur absoluten Genusstour machen sind der bequeme Zu- und Abstieg mittels Seilbahn, das unglaublich schöne Abendrot-Panorama von der Diavolezza-Terrasse, sowie das 5 Gänge Menü welches in der Halbpension inbegriffen ist. Da können einen nicht mal mehr die unverschämt hohen Getränkepreise (10 Euro für 1 Liter Mineralwasser) die Euphorie und Vorfreude auf den bevorstehenden Tourentag vermiesen!

Gegen 5 Uhr früh (und somit wiedermal als letzte) brachen Claudia und ich Richtung Gletscher auf. Natürlich war alles perfekt gespurt weshalb wir schnell an der Ostseite des Piz Trovat vorbei kamen und schon bald am großen Gletscher standen. Vor uns wanderten Heerscharen anderer Bergsteiger in Richtung Gipfel und wir waren Froh, dass die allermeisten am Normalweg blieben. Claudia und ich bogen nach dem ersten Gletscheraufschwung Richtung Ostpfeiler ab und gelangten ohne Probleme zum Einstieg, den ein Bohrhakenstand erkenntlich macht.

Von nun an ist die Route nur noch ein Genuss: feinste Blockgratkletterei! Wir bewegten uns zügig in Wechselführung dahin, wobei wir viel am „laufenden Seil“ kletterten. Krönender Abschluss ist der scharfe Firngrat hinauf zum Ostgipfel. Auch hier fanden wir beste Verhältnisse mit perfekter Spur vor. Vom Ostgipfel erreicht man in ca. 15 min den Hauptgipfel. Auch hier bewegt man sich, gesichert am kurzen Seil, auf einem scharfen Firngrat mit ordentlich Tiefblick.

Der Abstieg über den Normalweg ist, solange die Brücken über die vielen Gletscherspalten halten, unproblematisch. Einzig der Rückmarsch inklusive Gegenanstiege zur Diavolezza stellt dann am Ende der Tour nochmals Ansprüche an die Kraftreserven…

Tipps für Wiederholer:

  • Heuer (14. Juli) lag noch recht viel Schnee im Bereich des Gletscherzustieges, was durchaus ein Vorteil war, da man sich das gestolpere durch den sonst vorhandenen Blockschutt erspart. Bei uns war es so warm, dass wir die Steigeisen erst direkt am Beginn der ersten Gletscher-Steilstufe montierten – so lässt es sich viel bequemer (und schneller) gehen.
  • Vorsicht auf den letzten Metern des Zustieges: Je nachdem wie man den letzten flachen Bereich des Gletschers erreicht quert man ihn unter Umständen parallel zu großen Querspalten. Versetzt gehen!
  • Wir hatten 5 Friends (Camalots #0,4 (grau) bis #2 (gelb) dabei, was meiner Meinung nach Ideal war. Viele lange Bandschlingen verhindern den Seilzug und finden oft als Köpflschlinge Verwendung.
  • Die offensichtlich schwierigste Steilstufe kann recht einfach links umklettert werden.
  • Der abschließende Firngrat ist zwar bei vorhandener Spur nicht schwierig, erfordert aber ggf. eine gute Sicherungstechnik (Kurzes Seil mit Sprungseil, bzw. Seilschaftsbetrieb mit Standplatzbau durch Steckpickel).

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