Nach der gestrigen Wohlfühlroute am Grimsel (siehe Bericht Motörhead) hatten Claudia und ich für heute ein etwas alpineres Unterfangen geplant. Und was inspiriert mehr als eine Routenbeschreibung vom Herrn Pause himself in seinem „extremen“ Führer?

Wohlwissend, dass es viele Pause-Trophäenjäger in der Kletterszene gibt starteten wir zeitig in der Früh vom Auto – eine Nächtigung auf der nahe gelegenen Hütte wollten wir uns ersparen. Dennoch war bald klar, dass wir nicht die ersten sein würden. Nachdem wir unser frühmorgendliches Wettrennen gegen ein paar Bundesbürger gewonnen hatten montierten wir hastig die Steigeisen und stiegen – Claudia am kurzen Seil gesichert – über die harten Schneefelder zur Einstiegsscharte hoch. Vor uns waren nun „nur“ noch eine norwegische 3er Seilschaft und zwei junge Schweizer am Werken. Hinter uns fanden sich im Laufe der kommenden Stunde sicherlich weitere 6-8 Seilschaften (!) am Einstieg ein.

Genervt von der langsamen Steigrate der Norweger kletterte ich eine bohrhakengesicherte Linie etwa 15 m rechts vom eigentlichen Einstiegsriss hoch. Plötzlich wurde meine Konzentration durch den Schrei einer jungen Frau unterbrochen die gerade wild überschlagend über das steile Schneefeld abstürzte. Durch viel Glück tat sie sich trotz geschätzten 200m Sturzstrecke scheinbar gar nicht weh – wenig später war sie schon wieder am Einstieg und bald am Klettern.
Im Bereich der grasigen Rinne konnten wir endlich an den Norwegern vorbeiziehen und auch die jungen Schweizer ließen uns nach dem spektakulären „Ziegenrücken“ vorbei. So konnten wir die letzten Seillängen in unserem Tempo klettern und erreichten bald den ausgesetzten Gipfel.

Eine wahre Freude ist die Abseilpiste: ein wirklich cleveres Patent erlaubt sicheres und effizientes Abseilen – siehe Foto.

Obwohl Linie, Fels und Kletterei 5 von 5 Sternen bekommt bleibt doch ein wehmütiger Beigeschmack. Ich wünschte ich hätte die Route klettern können bevor sie eingebohrt wurde. Ein paar Friends sollten zwar auch heute mitgeführt werden, doch die Anzahl der Bohrhaken war schon deutlich höher als in der gestrigen „Motörhead“.

Tipps für Wiederholer:

  • Noch früher aufstehen als man glaubt!
  • Ein Set Camalots bis zum 3er.
  • Unbedingt über die Abseilpiste direkt vom Gipfel abseilen.
  • Steigeisen und Pickel für den Zustieg.

1 Kommentar zu „Graue Wand – Niedermann (11 SL, 5c+)“

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