Nach der schönen Tour am vergangenen Wochenende an der Tofana hat mich wiedermal ein bisschen das Dolomiten-Fieber gepackt… Eigentlich hatten mein Vater Arno und ich ja schon für den Dienstag eine Tour an der Marmolada-Südwand geplant, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wir machten trotzdem das Beste aus dem etwas verregneten Tag und gingen am ersten Sellaturm die Schober-Führe.

Nachdem wir uns in Canazei ein Backhendl in die Figur gehaut haben stiegen wir von der Malga Ciapela hinauf zum Rifugio Falier. Für den nächsten Tag stand eigentlich die Route „Gogna“ am Programm. Da aber große Bereiche der Wand komplett nass waren und wir uns wegen des Neuschnees, der im Gipfelbereich lag auch nicht sicher waren ob der Fels morgen auftrocknen würde, entschlossen wir uns doch die kürzere und auch leichtere Don Quixote zu gehen. Diese Route aus dem Jahr 1979 von Schiestl und Mariacher ist durch ihre Platten im oberen Wandteil bekannt dafür schnell trocken zu sein. Der Nachteil an der Don Quixote ist, dass sie die meistbegangenste Route an der Marmolada ist und auch wir uns mit 3 weiteren Seilschaften um die Pole-Position streiten werden müssen.

Von der Falier-Hütte braucht man noch ungefähr eine Stunde bis zum Einstieg und nach dem zeitigen Frühstück um 04:30 standen wir schließlich um 6 am Beginn der leichten Einstiegslängen. Der Druck des Magen-Darm-Trakts eines Italieners war zu unserem Glück größer als sein Druck Erster in der Route zu sein und so konnten mein Dad und ich die Führung übernehmen. Das erste Viertel der Route ist nie schwerer als 4 und so kletterten wir viel „am laufenden Seil“ um Zeit zu sparen. Bald konnten wir einen relativ großen Vorsprung auf die restlichen Seilschaften herausarbeiten, welcher bis zum Gipfel halten sollte.

Eine der schwierigsten Längen stellt die steile Kamin-Verschneidung kurz unterhalb des großen Bandes dar und die Kälte machte die Sache auch nicht leichter. Außerdem sind meine Kaminkletter-Qualitäten unter Insidern ja bekannt… Nichtsdestotrotz erreichten wir um ca 10:30 das große Band und mit ihm auch die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Von hier sieht der Gipfel schon zum Greifen nahe aus, doch es trennen einen immer noch etwa 12 Seillängen. Immer wieder konnten wir im leichteren Gelände synchron klettern, was einen schnell weiter kommen lässt. Die Schlüssellänge ist laut Topo im 6. Grad angesiedelt, aber die vielen Normalhaken verführten uns dazu gar nicht lange zu probieren, sondern gleich A0 loszulegen… Außerdem könnte ein Schiestl/Mariacher 6er so manchen neuzeitlichen Kletterer überraschen! Nach 7,5 Stunden Kletterzeit standen wir schließlich am Gipfel. Von hier gelangt man in 2-3 Abseilern hinunter auf den mickrigen Marmolada Gletscher und dann auf der Piste weiter zur Mittelstation der Seilbahn. Nach diesem, an Bequemlichkeit wohl kaum zu übertreffenden, Abstieg waren wir schon um 15:00 zurück beim Auto.

Alles in allem ist die Don Quixote eine schöne Klettertour, welche der einfachsten Linie folgt. Die Schwierigkeiten sind dadurch aber inhomogen verteilt und gerade die 5+ und 6er Längen sind nicht zu unterschätzen!

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