Nach der langen Tour am Samstag (Tofana – Dibona) brauchte es doch eine ganze Weile (und eine große Pizza + Wein in Cortina) bis wir uns dazu entschlossen als Dreier-Seilschaft in die Große Mauer einzusteigen. Bei der Talstation des Sessellifts waren wir noch skeptisch ob eine Westwand bei dieser Lufttemperatur die richtige Entscheidung war, aber dank Inversion wurde es nach oben hin immer wärmer.

Ein nicht zu unterschätzender Teil der Route umfasst den Vorbau: Es gilt sich auf 300 Höhenmetern im unübersichtlichen Block- und Schuttgelände zurecht zu finden! Der meist schlecht zu erkennende Trampelpfad ist aber recht gut mit kleinen und großen Steinmännern versehen und so standen wir bald am Einstieg der Route.

Die erste Seillänge startet sehr brüchig, bevor man eine interessantes kaminartiges Verschneidungssystem erreicht. Diesem folgt man für insgesamt 4 Seillängen bis zum großen Band in Wandmitte. Man könnte sagen, dass die Route hier ein zweites mal startet – und diesmal erst so richtig! Die erste Seillänge vom Band ist etwas überhängend und daher sehr anstrengend. In der nächsten Länge beginnt ein langer Quergang nach rechts, welcher in der berühmten Schuppe seinen Höhepunkt findet. Während die Kletterei entlang der Schuppe zwar exponiert aber relativ leicht ist, stellen die letzten Meter über eine senkrechte Wandstelle aber nochmal ein echtes Problem dar. An einem etwas brüchigen Untergriff gilt es einen Boulder-ähnlichen Zug nach rechts zu machen, ehe man wieder leichteres Gelände und den Standplatz erreicht. Fantastisch ausgesetzt klettert man in der vorletzten Seillänge zuerst senkrecht nach oben und quert dann wieder retour nach links. Die Länge ist zwar recht kurz, aber der schwierige Riss zu Beginn und die Reibungsstelle zum Schluss machen sie dennoch zum Erlebnis! Die letzte Seillänge kostet dann nochmal richtig Kraft: Eine schier endlose Rissverschneidung zieht mehr oder weniger senkrecht nach oben, bis man, von einem Meter zum Anderen, auf dem flachen Gipfelplateau aufatmen kann.

Tipps:

  • Stirnlampe einpacken! Entweder man startet sehr früh und erwischt dafür den Lift beim Abstieg, oder man nimmt den Lift am Morgen und riskiert, dass man (so wie wir) zu Fuß ins Tal absteigen muss.
  • Ein großes Set Friends (wir hatten bis zur #4 alles dabei) und Klemmkeile ist meiner Meinung nach unbedingt nötig. Es steckt erstaunlich wenig Hakenmaterial und dieses ist sehr oft in schlechtem Zustand! Hauptproblem sind oft alte Reepschnüre, welche in den Haken hängen und zu wenig Platz für eigenes Material (Expressen, Bandschlingen) lassen. Ich habe ungewöhnlich oft direkt neben einem Haken/Holzkeil zusätzlich einen Friend/Keil gelegt…
  • Die Standplätze sind meist groß genug für 3 Personen, aber im oberen Teil wird’s dann doch ab und zu eng.

 

1 Kommentar zu „Heiligkreuzkofel Westwand – Große Mauer (250 m ohne Vorbau, VII-)“

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