Dass mein Vater und ich jährlich zumindest eine große Tour zusammen machen ist mittlerweile zur schönen Tradition geworden. Heuer statteten wir der Brenta, also den westlichen Dolomiten einen Besuch ab und bestiegen den mächtigen Crozzon über seine Nordostwand.

Obwohl wir Montagabend erst um 20 Uhr, und damit eine Stunde zu spät, auf der Brentei Hütte ankamen, wurde uns trotzdem noch ein Abendessen serviert. Die Hütte punktet nicht nur durch die gute Küche sondern auch durch die nette Bedienung und die kleinen Zimmer!

Um 6:15 Uhr brachen wir am nächsten Morgen in Richtung Einstieg auf, um  7:20 kletterten wir los. Der Einstieg befindet sich am Auslauf der berühmten Cima Tosa Eisrinne, aus welcher man den ganzen Tag den Steinschlag donnern hört. Die erste Seillänge bietet auch gleich eine der schwereren Stellen der Tour, aber vielleicht sind auch nur die kalten Finger daran schuld, dass ich mich in der leicht überhängenden Passage gar nicht leicht tat.

Der Routenverlauf ist dann meist recht logisch, in der zweiten Schlüssellänge, den schwarzen Platten, muss man aber die Augen offen halten. Der Fels ist immer Perfekt und bietet genügend Möglichkeiten gute Zwischensicherungen zu platzieren. Nach 6 h 15 min standen wir am überraschend flachen Gipfelplateau.

Der anspruchsvollste Teil der Route beginnt aber am Gipfel des Crozzon: Die Traverse hinüber zum Gipfel der Cima Tosa! Mein Vater und ich haben dafür 1 h 15 min gebraucht, wovon man sich 1 h 10 min in absoluter Absturzgefahr befindet! Absolute Trittsicherheit im sehr ausgesetzten Schutt- und Schrofengelände ist hier ein Muss. Erreicht man lebend die Cima Tosa ist aber noch lange nicht Schluss: Weitere 3 bis 4 Stunden können für den weiteren Abstieg bis zum Auto berechnet werden!

Alles in allem ein beeindruckendes und nicht zu unterschätzendes Bergabenteuer, bei dem die Kletterroute nur einen Teil der Schwierigkeiten darstellt.

Tipps für Wiederholer:

  • Anfahrt: Innsbruck – Rif. Vallesinella: knappe 3 Stunden
  • Zustieg zur Hütte: Vom Rif. Vallesinella zum Rif. Brentei: 1,5 Stunden flottes gehen
  • Zustieg zur Wand: 1 Sunde
  • Einstieg: Ein paar Meter den Auslauf der C.T.-Eisrinne hinauf. Die Rote Markierung + Schriftzug befindet sich erst nach etwa 10 Klettermeter, also höher als der eigentliche Einstieg.
  • Absicherung: An fast allen Standplätzen mindestens zwei Normalhaken. In den meisten Seillängen auch ein paar Normalhaken. Zusätzlich ein Set Cams von #0.3 (blau) bis #3 (blau) mitnehmen! Viele Schlingen für Sanduhren!
  • Abstieg: Wer im beschriebenen Absturzgelände Probleme hat sollte eine Nacht in der Biwakschachtel in Erwägung ziehen, damit ein ganzer Tag für die Traverse und den Abstieg zur Verfügung steht. Ordentliches sichern kostet aufgrund der Felsqualität (keine brauchbaren Felsköpfe oder Risse) sicher extrem viel Zeit (Hammer und Haken!). Früher in der Saison ist definitiv mit Schnee und Eis zu rechnen (Steigeisen!) Sehr viele Steinmännchen weisen einem den Weg – bei Nebel kann die Wegfindung aber schnell problematisch werden.

1 Kommentar zu „Crozzon di Brenta – Via delle Guide (880 m, V+)“

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