Nachdem wir bis in den Nachmittag hinein im Klettergarten Medji unsere Finger wund geklettert sind brachen wir Richtung Zermatt auf. Der Kulturschock zwischen dem netten Örtchen St. Niklaus und dem Touristenmekka Zermatt war groß. Als Bergsteiger fühlt man sich fast wie ein(unerwünschter?) Fremdkörper zwischen den Luxusmarken- und Designerschuppen. Claudia und ich waren auf jeden Fall froh das groteske Treiben schnell hinter uns lassen zu können und stiegen am späten Nachmittag flott in Richtung Zinalrothorn auf. Gegen 21:00 Uhr erreichten wir unser Etappenziel und machten es uns kurz vor der Moräne, welche mit einer scharfen Schneide zur Rothornhütte hinaufzieht, bequem.

Nach einer kurzen Nachtruhe ging’s um 04:30 Uhr weiter, hinauf Richtung Rothornhütte. Kurz unterhalb kann man etwas abkürzen und gleich schon auf den Rothorngletscher steigen. Der weitere Weg ist auch ziemlich offensichtlich, aber auf den Felsbändern oberhalb des Gletschers heißt es trotzdem vorsichtig sein.
In der Südflanke des Zinalrothorns lag noch sehr viel Schnee, der in der wolkenlosen Nacht pickelhart gefroren war. Es finden sich aber ausreichend alte Normalhaken, bzw. natürliche Sicherungsmöglichkeiten um relativ sicher in die markante Rinne queren zu können, die zur Scharte hinaufzieht. Hat man die Rinne erstmal erreicht will man sie auch gleich wieder verlassen – die Steinschlaggefahr ist hier offensichtlich. Orografisch rechts der Rinne gibt es alle 50 m gebohrte Abseilstände.

In der Scharte beginnt der Gipfelgrat, welcher recht schöne Kletterei bietet. Nach etwa 40 m heißt es hinter einem Felstürmchen durch einen schmalen Spalt schlüpfen und dann schattseitig weit nach links (in Kletterrichtung) queren. Die Schlingen etwas oberhalb des Quergangs an einem Felskof/Klemmblock ignorieren. Danach ist der Weg wieder logisch und mit Metallstiften gesichert. Zum Schluss gibt es ein paar richtig ausgesetzte Passagen. Ein toller Abschluss einer sehr langen Tour.

Nach dem Gipfel begann der seeehr lange Abstieg: 2.600 Höhenmeter zurück nach Zermatt!

Tipps:

  • Der unmenge an Führerliteratur ist nichts hinzuzufügen.
  • Oberhalb des Vielibodens, auf etwas über 2500 m Seehöhe gibt es eine Vielzahl Quellen – man muss also keine großen Wasserreserven bis hierher tragen.
  • Die Knie freuen sich beim Abstieg wenn man sie mit Ultralight-Ausrüstung und Stöcken etwas entlastet…

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