Die wohl bekannteste N-Wand-Route der Dolomiten an einem Sonntag bei bestem Wetter und hochsommerlichen Temperaturen? Normalerweise wohl keine gute Idee, warnt doch schon die Führerliteratur vor den zu erwartenden Horden. Umso überraschter waren wir dann als wir um 5 Uhr beim Einstieg NUR eine Seilschaft vor uns hatten. Gleich hinter uns kamen dann zwei Salzburger die uns etwas frech in der steilen dritten Seillänge überholten. Ich kann es ihnen nicht verübeln – wer hat in einer solchen Wand schon gerne ein 3er-Team vor sich. Die vierte Seilschaft, zwei Engländer, verzichteten auf’s Einreihen und stiegen in die ISO 2000 ein. Also in Summe nur 3 Seilschaften in der Wand – perfekt!

Fast auf den Tag genau vor 8 Jahren bin ich die Route schon einmal geklettert. Damals zusammen mit meinem mittlerweile verunglückten Studienfreund und Bergkameraden Jan Holzmann. Damals war das Abenteuer noch größer – war es doch für uns beide die erste große Dolomitennordwand. Diesmal ging der größte Reiz vermutlich von der Tatsache aus, dass wir zu dritt am Weg waren und es an dem einen oder anderen Hängestand brenzlig werden könnte. Haken stecken zwar genug in der Tour, aber die meisten von sehr fragwürdiger Qualität, auch an den Standplätzen.

Meist sind die Stände dann aber wie durch ein Wunder doch recht bequem und bieten gute Gelegenheit zu stehen oder gar zu sitzen. Die Kletterei ist zwar sehr anstrengend, aber wenn es zu schwer wird findet sich immer etwas zum technisch drüberziehen. Die Route lebt natürlich von ihrem spektakulären unteren Abschnitt – hier lassen sich wirklich ganz sagenhaft heroische Tiefblick-Fotos schießen, aber der obere Teil ist nicht zu unterschätzen. Hier verlangt die Absicherung mehr Eigeninitiative und auch die Felsqualität ist nicht immer ganz ideal. Zudem warten zwei Seillängen nasse Verschneidungskletterei, ein triefend nasser Kamin und ein doch recht ausgesetzter Quergang darauf absolviert zu werden.

Wir konnten alle Hürden mehr oder weniger problemlos hinter uns bringen. Grimmige Nordwandgesicher gab es in unserer Seilschaft auch keine – der kommunikative Aspekt ist vielleicht das Beste an einer 3er-Seilschaft! Schlussendlich waren wir nicht viel langsamer als die beiden Seilschaften vor uns und so standen wir nach ca. 7,5 Stunden am Ringband.

Danke Claudia und Lucky für das super Wochenende!

Tipps und Tricks:

  • …gibt es genug im Internet.
  • Die nasse Riesenverschneidung endet in einer noch nässeren Höhle bzw. einem Kamin. Hier heißt es in den Kamin hinein zu klettern (Haken) und dann gleich wieder hinaus. Nicht versuchen den Kamin links zu umklettern, oder, noch schlimmer, weiter hinauf zu folgen. Sobald man die schmalste Kaminstelle hinter sich gebracht hat gibt es links draußen einen guten Standplatz.
  • Quergang: Nicht zu hoch hinaufklettern! Die obersten sichtbaren Haken sind unnötig. Vermutlich wäre es sogar möglich zum Schluss ganz leicht abfallend in gerade Linie zum nächsten Stand zu klettern.

Kommentieren

Sie müssen angemeldet sein, um kommentieren zu können.

Archiv