Archiv für die Kategorie „Alpinklettern“

Endlich fanden Claudia und ich die Gelegenheit zu einer der bekanntesten Routen der Kalkkögel aufzubrechen: Das sagenumwobene „Fliegerbandl“ an der düsteren Riepenwand-NW-Wand. Die Route wurde unglaublicher Weise schon 1914 von Netzer, Aichner, Hummel und Schuster erstbegangen und führt von links nach rechts quer durch die senkrechte Wand. Highlight der Route ist die wahnwitzige Quergangslänge. Extrem ausgesetzt hantelt man sich an einer Bankungsfläche nach rechts und hofft, dass man dem Namen der Route keine Ehre macht…

Hat man diese Passage gemeistert erwartet einen eine sehr brüchige Ausstiegslänge die aus der riesigen Schlucht herausführt. Anschließend folgt man noch recht lange einer ausgewaschenen Rinne bis man schließlich auf den Nordgrat der Riepenwand gelangt.

Leider fehlte Claudia und mir heute die Zeit den Normalweg bis zum Gipfel weiter zu gehen, da wir noch unbedingt die Standseilbahn am Hoadl erwischen mussten.

Tipps für Wiederholer:

  • „By Fair Means“ ist etwas anderes, aber die Standseilbahn aufs Hoadl erspart einem viele Höhenmeter…
  • Beim Zustieg zuerst im Nahbereich des Nordecks höher steigen (schlecht erkennbare Steigspuren) und erst dann über den Schotter in direkter Linie zum Wandfuß.
  • Friends lassen sich in der Schlüsselstelle (feucht, moosig, brüchig) sehr gut legen und auch an den Standplätzen kann deutlich nachgebessert werden. Wir hatten Camalots # 0,4 bis # 4 dabei und konnten eigentlich alle recht gut gebrauchen.
  • In der Länge vor dem Fliegerbandl soll man laut Orgler-Führer an einer Steilstufe nach links ausholen. Wir sind aber auf dem Band weiter nach rechts bis zur einfachsten Stelle der Steilstufe gequert. Dort stecken auch 2 brauchbare Haken um auf das nächste große Band zu klettern.
  • Im Quergang gilt die Devise: „unten bleiben!“. Das bedeutet, dass man mit den Händen immer entlang der großen Bankungsfläche hantelt und mit den Füßen teilweise recht kleine Tritte nutzen muss. Der Quergang startet einfach, hat einen sehr ausgesetzten und gar nicht so leichten Mittelteil und wird dann wieder stetig leichter. Es stecken zwar recht viele Haken, aber fast alle von bedenklicher Qualität.
  • In der großen Ausstiegsschlucht haben wir uns für die Rissverschneidung an der linken Wand (in Kletterrichtung gesehen) entschieden. Ein Klemmblock im oberen Drittel dieses Risses ist hier die schwerste Stelle, es steckt aber irgendwo ein Haken. Gleich oberhalb des Ausstiegs aus dem Riss gibt es zwei Bohrhaken (!) als Standplatz.
  • Im Anschluss klettert man (evtl. am kurzen Seil) in gerader Linie nach oben. Man landet irgendwann in einer ausgewaschenen Rinne die sich gut höher klettern lässt.

Da nun endlich die Standseilbahn in der Axamer Lizum auch im Sommer in Betrieb ist, lässt sich so mancher Zustieg in den Kalkkögeln optimieren…
Obwohl wir heute eigentlich etwas ganz anderes vor hatten, entschlossen wir am Hoadlsattel unseren Plan zu ändern und dem „Rampenweg“ am Sockel der Schlicker Zinnen einen Besuch abzustatten.

Dank ausgezeichnetem Topo im Führer von Andeas Orgler lässt sich der Einstieg leicht finden. Auf den Fotos dieses Berichts habe ich den Routenverlauf inklusive Zu- und Abstieg aber nochmal im Detail eingezeichnet.

Für Claudia war es die erste Kalkkögel-Route in der sie auch im Vorstieg am Weg war. Top motiviert kletterte sie in SL 2 gleich die steile, gerade Variante. In Wechselführung kamen wir zügig voran und standen bald an der Kante im leichten Ausstiegsgelände. Von hier ergeben sich gute Einblicke in die benachbarte „Delagokante“ an der nördlichen Zinne.

Tipps:

  • Topo aus dem Führer „Klettern in den Stubaier Alpen“ von Andreas Orgler ist sehr gut.
  • Es sind einige recht gute Normalhaken vorhanden, aber ein paar Friends sind sicher kein Fehler!
  • Die schwerste Länge ist die Seillänge 6. Diese setzt am Ende der eigentlichen Rampe an und führt über die sehr kompakte Patte hinauf. Achtung: weiter rechts gibt es eine brüchige kaminartige Verschneidung wo man Schlingen sieht – das ist entweder ein Verhauer oder die Route „Grüner Spaziergang“.
  • Im Ausstiegsgelände gibt es mehrere Möglichkeiten. Schlussendlich gelangt man aber immer auf den richtigen Weg (nach Steinmännchen Ausschau halten). Zuerst muss man noch relativ weit nach oben klettern/gehen um dann wieder abfallend, auf undeutlichen Steigspuren durch Schuttrinnen, in die große Abstiegsrinne queren zu können.
  • In der Abstiegsrinne kann man die Steilstufen (große Blöcke) alle abklettern – kein Seil erforderlich.

An einem der wohl schönsten Dolomiten-Berge findet sich immer wieder etwas Lohnendes zum Klettern! Diesmal entschieden wir uns für die moderne Route „Aspettando la vetta“ am ersten Pfeiler. Die Route ist mit Bohrhaken ausgestattet, die Abstände erfordern jedoch eine eigenständige Verbesserung durch Friends und Keile.

Wie immer an der Tofana versammelten sich an den Einstiegen aller großen Klassiker zahlreiche Seilschaften. Da waren wir froh, dass in unserer Route nur eine Seilschaft vor uns war und diese auch ein ordentliches Tempo vorlegte.

Die erste Seillänge führt über eine einfache Rampe zum eigentlichen Start der Route. Hier wartet dann mit Seillänge 2 gleich die vermutlich schwerste Länge der ganzen Route – zumindest aus moralischer Sicht, denn die Abstände zwischen den Bohrhaken sind manchmal nicht zu unterschätzen. Es lassen sich dann aber doch immer ausreichend mobile Sicherungsmittel legen und so ist auch diese Seillänge nie wirklich gefährlich.
Seillänge 3 ist sehr spektakulär: Hier überwindet man ein großes Dach elegant an seiner schwächsten Stelle. Die Absicherung ist sehr gut und auch die Schwierigkeit liegt sicher nicht höher als 6b.

Im Anschluss folgt herrliche Kletterei über steile, offene Wände im herrlichen Fels.

Die alpinistisch anspruchsvollste Länge kommt über dem ersten großen Band, in Seillänge 8. Hier teilt sich die „Aspettando la vetta“ offensichtlich eine Seillänge mit einer alten Route (Ferrari-Sioli). Die Absicherung wechselt auf Normalhaken (ein paar Bohrhaken wurden konsequent umgeschlagen) und der Fels ist ein bisschen brüchig. Aber auch diese Seillänge lässt sich gut und sicher meistern und man landet, nachdem man die anschließende leichte aber schlecht abgesicherte Länge hinter sich gebracht hat, im Stau der „Alverà“.

Wenn man hier nicht Wurzeln schlagen will muss man etwas frech agieren und so kletterten wir (trotz einiger böser Blicke) zwischen den Seilschaften hinauf zum Abstiegsband.

Definitiv eine wunderschöne Route, der Grad 6b sollte aber auch mit wenig Absicherung solide geklettert werden.

Tipps:

  • Am Ende der 2. Seillänge ist nicht ganz offensichtlich ob man weiter nach rechts queren, und dann hoch zum Stand klettern soll (das hat die Seilschaft vor uns gemacht), oder im Bereich des letzten Bohrhakens gerade hoch und dann nach rechts zum Stand queren soll. Letzteres haben wir gemacht und ich bin mir eigentlich sicher, dass dies besser/einfacher ist.
  • Direkt im Anschluss an den gelben Überhang, bzw. der Rechtsquerung durch diesen nicht über das kleine Dach in die Verschneidung links klettern. Hier ist es einfacher und auch vom Seilzug besser noch etwas weiter nach rechts zu queren und dann gerade zum Stand hoch zu klettern.

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